Rückblick auf sieben Monate Open Eyes Balkanroute
Seit der fulminanten Kunstauktion im Dezember 2015 ist viel mit unserem Projekt Open Eyes Balkanroute passiert. Der unfassbar hohe Betrag hat uns mehr als den gesamten Dezember finanziert. Allein in dieser Zeitspanne haben wir ca. 70'000 Portionen Suppe zubereitetet und verteilt. Täglich ca. 2000 in Samos und ca. 350 in Athen.
Samos war für viel Monate unser Hauptstandort. Einige Aktivist_innen sind über mehrere Monate dortgeblieben und haben enge Beziehungen zu lokalen Strukturen aufgebaut, die unser Projekt sehr schätzten. Zusammen mit einer weiteren mobilen Küche, der „No Borders Kitchen“ haben wir während dieser Zeit die Essensversorgung für alle Nicht-Syrer_innen gewährleistet, da diese keinerlei Unterstützung von staatlicher Seite erfuhren.
Die Lage hat sich in den letzten Wochen jedoch dahingehend entwickelt, dass aus den Camps in Samos Internierungslager und Ausschaffungsgefängnisse wurden. Diese menschenverachtende Praxis wollten wir unter keinen Umständen unterstützen und haben uns daher entschieden, die Insel Samos unter Protest zu verlassen. Eine Woche nach unserem Abzug haben es uns das UNO Flüchtlingshilfswerk UNHCR, Medecins sans Frontiers und andere grössere NGOs aus denselben Gründen Gleich getan.
Seit Ende Februar unterstütz Open Eyes personell und finanziell die Unterstützungsstrukturen in Idomeni. Die dramatischen Bilder aus dem Grenzort zu Mazedonien gingen um die Welt. Teilweise befanden sich über 15'000 Menschen in diesem lebensfeindlichen Raum aus Schlamm und Stacheldraht. Die dortige Essensversorgung verschlingt täglich über 2000€, woran wir uns nach unseren Möglichkeiten beteiligt haben.
Fortan werden wir unsere Unterstützungs-Struktur vor allem auf Athen konzentrieren. In den letzten Monaten wurden dort drei leerstehende Häuser wiederbelebt und für eine längerfristige Nutzung für Geflüchtete hergerichtet. Das Hauptaugenmerk liegt dort auf besonders Schutzwürdige, also Familien, ältere und schwächere Geflüchtete. Open Eyes hat auch dort einiges an Aufbauarbeit geleistet und viele Aktivist_innen aus der Schweiz haben sich in den lokalen Strukturen des wiederständigen Athens eingenistet und vernetzt.
Der menschenverachtende Deal zwischen der Türkei und der EU markiert einen neuen Höhepunkt in der Flüchtlingsabwehr der Festung Europa. Der Menschenhandel mit dem Despoten vom Bosporus zeigt wie wenig die viel beschworenen „Werte“ in Wahrheit wert sind. Auch wenn wir unsere Arbeit auf der Insel in der gewohnten Form unter diesen Bedingungen nicht weiterführen werden, bedeutet dies auf keinen Fall, dass unsere Solidarität und unser Widerstand gegen das Grenzregime ein Ende findet. Im Gegenteil!
Wir werden weitermachen, bis auch der letzte Grenzzaun abgerissen ist!