Die Lage in den Flüchtlingscamps spitzt sich zu
Die Dschihadistenmilizen der türkischen Armee vertreiben die Ansässigen im Nordosten, vor allem Frauen und Kinder fliehen.
Zwischen 200.000 und 400.000 Menschen sind in Folge der türkischen Angriffe in Rojava auf der Flucht. Viele wollen in die irakisch-kurdische Autonomieregion, wo allerdings immer noch mehr als eine Million Flüchtlinge leben, die vor dem IS geflohen waren. In der Autonomen Region Kurdistan leben gerade einmal 6 Millionen Menschen. Kommen noch einmal Hunderttausende hinzu, wird die kleine Region extrem belastet. Ähnlich ist es im Libanon und in Jordanien, in denen relativ sehr viel mehr Flüchtlinge leben als in der Türkei, die dafür sehr viel stärker Druck auf die EU ausübt und mit den Flüchtlingen die Invasion rechtfertigt, um dorthin nicht nur syrische Flüchtlinge abzuschieben, sondern auch die ansässigen Kurden zu vertreiben und islamistische Provinzen wie in Afrin einzurichten.
Die türkische "Umsiedlungspolitik" wird von der sogenannten Syrischen Nationalen Armee (SNA) unter türkischer Kontrolle auf brutale Weise exekutiert. Foxnews berichtet, dass die von der Türkei finanzierten Dschihadistenmilizen die Dörfer in der besetzten Region zwischen Serekaniye und Gire Spi Haus für Haus durchkämmen, plündern und kurdische Familien töten. Der deutsche Arzt Michael Wilk, der sich zur Zeit mit einer internationalen Ärztedelegation in der Region aufhält, berichtet von fortlaufenden Angriffen der türkischen Armee und ihrer verbündeten Dschihadisten. Von Waffenruhe sei hier nichts zu merken.
ANF berichtet von Angriffen auf Dörfer um Serêkaniyê. Die türkische Armee und die Dschihadistenmilizen würden mit Artillerie, Drohnen und Panzern vorgehen. Bilder vom bombardierten Zrigan scheinen diese zu bestätigen. Zwar wurde gemeldet, dass die SDF sich zurückziehen, aber es scheint dort weiterhin gekämpft zu werden.
Die Vorsitzende vom kurdischen Roten Halbmond, Cemila Heme, sagt in einem Statement: "Wir haben die Menschheit vor dem IS beschützt. Andere haben Gesetze gemacht, die Menschen und Krankenhäuser im Krieg schützen sollen und nun sind sie es, die die Gesetze nicht befolgen - es brennen unsere Krankenhäuser, sie greifen die Krankenwagen an, ermorden unsere Mitarbeiter*innen und werfen sie in die Kanalisation."
75 Prozent der Flüchtlinge aus dem Nordosten Syriens sind Frauen und Kinder, es seien auch unbegleitete Kinder darunter. In der Provinz Dohuk leben bereits 230.000 Flüchtlinge. In Nordsyrien wurden bislang mindestens 180.000 Menschen vertrieben, meist Frauen und Kinder. 75.000 Flüchtlinge wurden in Syrien in Gemeinden, Schulen oder Camps untergebracht. In der Stadt Hassake leben so Tausende in überfüllten Schulen, so dass weder die Kinder der Flüchtlinge noch die der Stadtbewohner Unterricht haben.
Von Elke Dangeleit und Florian Rötzer, TELEPOLIS vom 28.10.2019
Bericht Heyva Sor 30.10.2019
Bericht Amnesty Kriegsverbrechen durch türkische Streitkräfte und verbündete Milizen
Arzt stellt Bericht über Chemiewaffeneinsatz vor
Der Arzt Abbas Mansouran hat Verletzte untersucht und kommt zu dem Schluss, dass von der türkischen Armee in Rojava weißer Phosphor und andere unbekannte Chemiewaffen eingesetzt worden sind.Arzt stellt Bericht über Chemiewaffeneinsatz vorDer Arzt Abbas Mansouran hat Verletzte untersucht und kommt zu dem Schluss, dass von der türkischen Armee in Rojava weißer Phosphor und andere unbekannte Chemiewaffen eingesetzt worden sind.
ANF vom 01.11.2019
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